Strahlenschutz-Verordnung
Streit mit Deutschen um Schweizer Uhren
von Lorenz Hanselmann
Nach den Banken greift die deutsche Regierung die Schweizer Uhrenindustrie an: Sie will die berühmten Tritium-Leuchtzifferblätter verbieten. Die Hersteller gehen nun in die Offensive.
Tritium-Leuchtzifferblatt.
Tritium-Leuchtzifferblatt.
Für die Schweizer Uhrenindustrie brechen dunkle Zeiten an – zumindest wenn es nach dem Willen der deutschen Regierung geht. Das Bundesumweltministerium plant in seiner Strahlenschutz-Verordnung ein Verbot der Tritium-Leuchtzifferblätter, die zum Markenzeichen mehrerer Schweizer Uhrenmarken wie Luminox geworden sind und etwa von US-Kampfpiloten oder Navy-Seals getragen werden. Sandro M. O. L. Schneider, CEO des Schweizer Zifferblatt-Herstellers MB-Microtec, sieht im geplanten Verbot einen weiteren Affront gegen die Schweiz: «Es würde hauptsächlich den Uhrenplatz Schweiz treffen.» Das Tritium ist in Glasröhrchen eingeschlossen; die Uhren strahlen nur dann radioaktiv, wenn sie zerstört werden. «Doch auch dann ist die Strahlendosis immer noch verschwindend gering. Wer täglich eine Banane isst, nimmt mehr Radioaktivität auf, als wenn seine Tritium-Uhr kaputtgeht», so Schneider. Für Martin Grossenbacher von der Luminox-Vertreiberin Mondaine grenzt das Verbot deshalb ans Lächerliche: «Gewisse Beamte in Deutschland ticken nicht ganz richtig.»
Die schweizerische Botschaft hat bereits in Berlin interveniert. Sie befürchtet, dass die Schweizer Uhrenindustrie einen wichtigen Absatzmarkt und damit Arbeitsplätze verliert. Erfolg hatte die Botschaft bisher nicht. Die Uhren-Firmen werden nun deshalb selbst aktiv und lobbyieren direkt bei den deutschen Politikern. Grossenbacher: «Wir fordern einen Grenzwert für die Strahlung statt eines Verbots. Dann könnten wir unsere Uhren weiterhin verkaufen.»